SENIOR ASSOCIATE MIT PARTNER PERSPEKTIVEN


Begriff des Senior Associate

Während man in Deutschland vor allem von „Senior Associates/Assistants” (auch „Managing Associate”, „Manager”, „Principal Associate”, etc.) als den juristischen Angestellten spricht, die - je nach Kanzlei - mit einer Berufserfahrung von ca. 3 bis 7 Jahren unmittelbare Partner Perspektive haben, gibt es im angloamerikanischen Umfeld einen weiteren Begriff für den Senior Associate, der dort allerdings v.a. im Zusammenhang mit der externen Rekrutierung genutzt wird, den „Partner designate”. In Deutschland wird letzterer Begriff kaum gebraucht. Im Falle der Rekrutierung von außen kann ein Senior Associate (w/m/d) entweder mit einer klaren Perspektive auf die Partnerschaft (z. B. binnen eines vorab bestimmten Zeitraums oder im Rahmen der nächsten Runde der Partnerwahl) oder, falls es einen Business Case oder eine strategische Notwendigkeit hierfür gibt, direkt als Partner oder Counsel o. ä. eingestellt werden. Der Senior Associate zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass er nach mindestens 3 Jahren Berufserfahrung nunmehr anfängt, selbständig und eigenverantwortlich Mandanten zu betreuen. Idealerweise steht er vor seinem nächsten Karriereschritt und ist an dem Punkt angelangt, wo es auch heißt, verstärkt unternehmerisch tätig zu werden.Senior Associates werden nach 3+ Jahren Berufserfahrung stärker unternehmerisch gefördert, aber auch gefordert. Nunmehr gilt es sich auch in unternehmerische Fragen mehr einzubringen und das eigene Geschäft aufzubauen. Das eigene Geschäft spielt schließlich oftmals die entscheidende Rolle bei der sich in der Regel nach 5 bis 7 Jahren stellenden Frage nach einer Partnerschaft, genauso wie bei der Frage nach einem möglicherweise vom Senior Associate angestrebten Wechsel. Für Associates, die nicht die notwendigen unternehmerischen Qualitäten mitbringen, kann dies umgekehrt teilweise eine Sackgasse für einen bestimmten Karriereweg bedeuten.Darüber hinaus wird dem Senior Associate in einigen Kanzleien die Teilnahme an Standort-Partnertreffen ermöglicht und er wird in Billing- und Budgetierungsvorgänge miteinbezogen. Teamführung bei Pitches und Transaktionen ist eine weitere wichtige Aufgabe auf dem Weg zur angestrebten Partnerschaft.


Bedeutung des Senior Associate

Zur Einführung eines Titels bzw. einer festen Karrierestufe für Senior Associates kam es v.a. im Zuge der ökonomischen Entwicklung der Jahre 2001ff, wo in nahezu allen Kanzleien die Anzahl der Bestimmung zu Partnern drastisch zurückgenommen wurde und so ein „Beförderungsstau“ entstand. Das führte dazu, dass nach 5 und sogar nach 7 Jahren häufig keine ernsthaften Gespräche mit dem Nachwuchs über eine Partnerschaft geführt worden waren. Insbesondere die hochqualifizierten Associates begannen sich über ihre Partnerperspektive und dazu evtl. notwendige Kanzleiwechsel Gedanken zu machen. Um Mitarbeiter mit Partnerpotential herauszuheben und ihnen auf diesem Wege die ernsthafte Perspektive zur Partnerschaft aufzuzeigen, wurden Titel wie Senior Associate, Managing Associate, Principal Associate etc. eingeführt. Der Hauptgrund, die Position des Senior Associate Position anzustreben, liegt in den damit verbundenen besseren Perspektiven einer Partnerschaft begründet. Auch befähigt die zum Teil nach außen erkennbare Senior-Position leichter, neues Geschäft zu akquirieren.Viele Großkanzleien hierzulande haben sich vom klassischen zweistufigen Karrieresystem - Associate und Equity-Partner - verabschiedet. Alle kennen mittlerweile Zwischenstufen oder befristete Sonderregelungen. Letztlich ändern aber alle Karrierestufen grundsätzlich nichts an der Zweiteilung zwischen Teilhabern und angestellten Mitarbeitern.


Partnerperspektiven: Der Aufstieg zum Partner

Die Aussicht auf Vollpartnerschaft war bislang das herausragende Motivationsargument der Topkanzleien gegenüber ihren Top-Mitarbeitern. Bislang hieß es hierzulande vielerorts für Junganwälte: erst einmal anfangen, sich hineinarbeiten und nach 5 bis 7 Jahren über die Partnerschaft reden. In der jüngsten Vergangenheit verordneten sich die Kanzleien aber effiziente und schlanke Partnerschaften. Gleichzeitig wurde und wird künftig viel früher ausgesiebt – manche gehen sogar so weit zu sagen, dass der Auswahlprozess für eine mögliche Partnerschaft heute bereits mit dem ersten Arbeitstag beginnt.

Der Anteil der Partner in einer Kanzlei beträgt zwischen 15 und 50%, durchschnittlich 20-35%. Obwohl 25 % der Anwaltschaft aus Frauen besteht, beläuft sich der Anteil der Frauen bei den Equity-Partnern nur auf 10%. Der Aufstieg zum Partner ist schwer. Er wird dem Bewerber beim Vorstellungsgespräch nie garantiert, vielmehr besteht lediglich die Aussicht auf eine Partnerschaft bei Bewährung und entsprechender Eignung. Der „Leverage" (Verhältnis der Anzahl der Partner zur Anzahl der Associates) ist in den letzten Jahren gestiegen. Kamen früher auf einen Partner 2 Associates, sind es heute bis zu 6,5. Viele Associates steigen erst zum Managing Associate oder zum Senior Associate auf. Nach ein bis zwei Jahren als Associate wird man eventuell auf den Briefkopf der Kanzlei aufgenommen. Nach 4 bis 8 Jahren wird in der Regel über eine Partnerschaft entschieden. Wobei nach 4 bis 6 Jahren meist nur ein Aufstieg zum Counsel, Salary oder Non-Equity Partner erfolgt (siehe weitere Artikel auf dieser Website).


Gründe für einen Wechsel

Es verlassen immer häufiger erfahrene Senior Associates die Kanzleien, teils weil sie gehen müssen, teils weil sie keine Perspektive sehen. Beispiele prominenter Spin-offs mit Beteiligung von Ex-Associates gibt es zur Genüge. Auch jüngere Mitarbeiter suchen immer früher nach alternativen Karrieren. Längst hat sich herumgesprochen: Der Partnerstatus steht künftig nur noch wenigen offen. Folgende Fragen sollten das Bleiben oder den Fortgang eines Senior Associate mitbestimmen:

  • Wird der Asssociate als Senior Associate künftig stärker individuell gefördert?
  • Erfolgt eine erste Einbeziehung in unternehmerische Fragestellungen?
  • Wird der Senior Associate über transparente Karrierewege durch die Kanzlei informiert und finden diesbezüglich Gespräche statt?
  • Hat der Senior Associate die Möglichkeit Mandanten selbstständig und eigenverantwortlich zu betreuen und beschränkt er sich nicht nur auf Backoffice-Arbeit, Due-Diligence Routine und Gutachten schreiben?
  • Hat der Senior Associate Aussichten Teamleitungen zu übernehmen?
  • Erfolgt eine reguläre Gehaltssteigerung und gibt es konkrete Aussichten auf eine erfolgsabhängige Vergütungskomponente?
  • Besteht die Möglichkeit eigenes Geschäft aufzubauen?

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